Der Text auf dem Schild ist in Plattdeutsch, und zwar im hiesigen Sandplatt geschrieben. Die Übersetzung lautet sinngemäß wie folgt:
Ich bin eine alte öffentliche Wasserpumpe,
bei mir gab es stets klares und frisches Wasser.
Und wenn sich die Frauen dort trafen, um Wasser zu holen,
unterhielten sie sich über die Neuigkeiten aus Gescher.
Die heutige Pumpe wurde am 6. Oktober 1985 vor dem ehemaligen Hause Dapper neu aufgestellt. Die Gescherer Zeitung berichtete.
Einweihung Dappers Pumpe Oktober 1985
Anlässlich der Einweihung veröffentlichte Willi Wiemold, damals Archivar der Stadt Gescher, folgenden Artikel zur Familiengeschichte Dapper in der AZ.
Allgemeine Zeitung vom 3.10.1985:
Dapper anne Pumpe
Gescher (ww). Anläßlich des Erntedankfestes errichtet der Heimatverein Gescher ein altes Gescheraner Wahrzeichen neu: die Pumpe bei „Dapper anne Pumpe“.
In alter Zeit, als man von einer zentralen Wasserversorgung mit Anschluß in jedem Haus und jedem Zimmer noch nicht einmal träumte, standen in größeren Abständen Pumpen vor den Häusern am Straßenrand. Hier versorgte sich dann die ganze Nachbarschaft mit frischem Wasser und neuesten Nachrichten. Ein solches „Kommunikationszentrum“ befand sich früher auch an der Hauptstraße vor dem Hause Brockhoff genannt „Dapper anne Pumpe“.
Der Name Dapper taucht in der ältesten Steuerliste von Gescher aus dem Jahre 1498 bereits zweimal auf: die Familien Gerd und Margarethe Dapper werden zu Abgaben herangezogen. Wahrscheinlich hat die Familie ihren Ursprung auf dem Hofe Dapper (heute Kötting) in Büren. Schriftliche Beweise gibt es hierfür aber nicht. 1521 stiftet die Familie die Rietwiese in Büren der Pfarrkirche, die vom Pachterlös Seelenmessen für den verstorbenen Vater Dapper lesen lassen soll.
Während des 16. Jahrhunderts gab es immer zwei Familien Dapper in Gescher. 1538 waren es Gerd und Hermann Dapper, 1568 Gerd und Peter Dapper und 1580 Hinrich und Peter Dapper. Im 17. Jahrhundert hatte sich die Familie ausgebreitet. Zeitweilig gab es jetzt sechs Dapper-Familien. Zur Unterscheidung gab man ihnen im Volksmund wahrscheinlich Beinamen, denn Straßennamen und Hausnummern gab es zu dieser Zeit noch nicht. So kam es zu der Bezeichnung „anne Pumpe“. Sicher war Arnold Dapper um 1768 schon unter dieser Bezeichnung bekannt. Vielleicht trug aber schon sein Urgroßvater Arndt Dapper diesen Beinamen. Nach der Personenschätzung von 1665 „treibet er einige Handthierung mit Brauen undt ernehret sich von gepachteten Land“. Sein Sohn Johan studierte und wurde katholischer Geistlicher. Arndt gehörte zu den begüterten Ackerbürgern in Gescher.
Sein Sohn Bernd Dapper heiratete 1667 die Tochter des Bürgermeisters Bernd Schlüter, Margarethe Schlüter, und nach deren Tod 1683 im Jahre 1686 Anna Maria Witthake, Witwe Sake. Auf ihn folgte sein Sohn Henrich, verheiratet seit 1711 mit Gertrud Dunker. Deren Sohn Arnold (1721-1796) war verheiratet mit Anna Elisabeth Lechtenberg. Die Familie bewohnte ein Doppelhaus mit dem Schneider Wilm von dem Berge. Johann Bernard Dapper (1755-1829), der Erbe, war Weber und verheiratet mit Anna Maria Deggerich. Sein Bruder Bernard Anton (1761-1825) heiratete bei Ligger ein und ist Stammvater mehrerer heutiger Dapper-Familien.
Johann Bernards Sohn Anton (1783-1831) war verheiratet mit Maria Catharina Wensing und wird in den Kirchenbüchern als Tagelöhner und Weber bezeichnet. Ihr ältester Sohn gründet eine Seitenlinie an der Hambrücke, ihr jüngster Sohn bleibt im Hause und heiratet Maria Adelheid Hermeler. Doch schon zwei Jahre nach der Heirat, 1856, stirbt Johann Heinrich Dapper. Mit dem Tode ihrer Tochter Catharina Elisabeth, die Näherin geworden war erlischt am 14. März 1891 die Familie „Dapper anne Pumpe“.
Die Witwe Maria Adelheid Dapper heiratete dann Johann Bernard Brockhoff und hatte mit ihm fünf Kinder.
Zum Schluß seien noch die umliegenden Familien des Jahres 1768 genannt die ihr Wasser aus der legendären Pumpe bezogen. Es waren: die Linnenweber Bernd Dierk Otterbeck und Dierk Mumbeck der Rademacher Wilm Brockhoff und die Schuhmacher (Klumpenmacher?) Caspar Mumbeck. Bernard Bergmann, Hermann Büneker und Johann Henrich Höing.
Was die plattdeutsche Sprache angeht, ist das Westliche Münsterland in zwei Gebiete aufgeteilt. In der folgenden Übersichtskarte sieht man das Kleimünsterland und das Sandmünsterland.
Im Kernmünsterland ist das Kleiplatt zu Hause – diese Sprachvariante ist nach dem dortigen lehmhaltigen Boden (also Klei) benannt. Dieser Boden war vor der Erfindung des Kunstdüngers der fruchtbarere Boden. Somit waren die Bauern in dieser Gegend auch wohlhabender.
Bei uns in Gescher wird das Sandplatt gesprochen. Dort war der Boden nicht so ertragreich. Die Sprachgrenze zwischen Coesfeld und Gescher liegt auch daran, dass in unserem Gebiet der germanische Stamm der Chamaven (daher Hamaland) und im Bereich Coesfeld der Stamm der Brukterer ihr Siedlungsgebiet hatten