Westfälische Weihnacht: Wie damals! Im Stall.

Der Kuhstall auf der Tenne des Museumshofes „Auf dem Braem“ in Gescher bildete die eindrucksvolle und authentische Filmkulisse für den diesjährigen Weihnachtsgottesdienst. Pfarrer Dirk Heckmann vom Evangelischen Kirchenkreis Steinfurt-Coesfeld-Borken hatte die frohmachende christliche Weihnachtsbotschaft von der Geburt Jesu in das aus dem 18. Jhdt. stammende bäuerliche Kötterhaus gelegt und damit einen bewussten Kontrapunkt zu den hochfestlich geschmückten Kirchen gesetzt. Weihnachten im Münsterland, das war Anspruch und Ansporn zugleich. Als hoher Anspruch galt es, die frohe Weihnachtsbotschaft in unsere lebensbedrohliche Coronazeit hinein zu aktualisieren und neu zu interpretieren: So wurde der Engel von der Krankenschwester Sandra Terliesner dargestellt, Josef (Tobias Terliesner) ist junger Vater in Erziehungszeit, der Weise ein Mitarbeiter der Flüchtlingsarbeit (Saeid Samar) und Maria (Esther Brünen-berg-Bußwolder) ist natürlich Mutter.

Unter der künstlerischen Leitung von Adrian Doll von der Filmuniversität Babelsberg sowie der Assistenz von Lennart Markmann wurde in einem 10-stündigem Dreh die vom Evangelisten Lukas überlieferten Geschehnisse auf dem münsterländischen Heimathof in Gescher filmisch dokumentiert, sequenziell gut untergliedert und gekonnt in Szene gesetzt. Bei aller Dramatik und Dynamik des Geschehens gelang es den beiden, durch gezielte Lichtführung sowie einer gemäldehaften, ruhigen Bildsprache „Licht in die Dunkelheit“ zu bringen. So war es nur konsequent, die Dämmerung abzuwarten, um die Hirten (dargestellt von den Kiepenkerlen Thomas Worth, Jürgen Haar, Hans Pietruschka, Dieter van Almsick und Werner Terwei) mitsamt ihrer Schafherde, die vom Naturpäda-gogen Markus Lanfer eingestallt wurden, an ihrem loderndem Lagerfeuer in Szene zu setzen. Schauspielerische Leistung wurde ihnen darüber hinaus abverlangt, als sie das von Lukas überlieferte „Erschrecken der Hirten“ darzustellen hatten.

Untergliedert wurde die filmische Weihnachtsbotschaft von der Harfenspielerin Merle Fuchs, die mit stimmungsvollen Weihnachtsliedern ebenfalls einen spannenden Kontrapunkt zum bäuerlichen Stallambiente auf der Tenne zu setzen vermochte. Durch diese authentischen, überzeugenden und originellen Rahmenbedingungen wusste Pfarrer Dirk Heckmann vom Evangelischen Kirchenkreis die christliche Weihnachtsbotschaft von der Geburt Jesu sehr überzeugend zu vermitteln und textlich auf die heutige Zeit zu übertragen. Seine eindrucksvolle Weihnachtspredigt, die die aktuellen, coronabedingten Gesundheits- und Lebensgefahren nicht ignorierte, unterlegte er mit schweren Skulpturen aus Baumberger Sandstein, die er aus Rohblöcken als Menschenkopf, Fuß und einer Hand eigenhändig im Sandsteinmuseum Havixbeck herausgemeißelt hatte und im Film präsentierte.  Danach wurden von wechselnden Akteuren die Fürbitten sowie das konfessionsverbindende, von Christus selbst gelehrte „Vater-unser“ vorgetragen und auch von den Hirten gemeinsam gebetet. Zum Abschluss dieses filmischen Gottesdienstes erteile Pfarrer Heckman einen uralten und sehr persönlichen irischen Reisesegen.

Zu Beginn hatte der Kirchenführer Franz – Josef Menker vom Heimatverein Gescher die Filmgäste begrüßt und kurz auf die Verletzlichkeit des Lebens der bäuerlichen Bewohner im 18. Jhdt. hingewiesen.  Dass zu Beginn und auch zum Abschluss des Filmdoku-mentes das Vollgeläut der Glocken aus Gescher zu hören sind, ist für einen Gottesdienst nicht nur als selbstverständlich anzusehen, sondern unterstreicht auch den Anspruch der Stadt auf seinen offiziellen Namen als „Glockenstadt“.

Der 35-minütige Weihnachtsfilm kann auf YouTube gesehen werden, Stichwort: Pfarrer Dirk Heckmann.