Sinnbild fürs lokale Mühlenwesen

Tonnenschwerer Mühlstein auf dem Museumshof der Öffentlichkeit übergeben

Gescher. -JS- „Das Wandern ist des Müllers Lust“, klang es am Dienstagabend vielstimmig über den Museumshof. Das Lied war als Dankeschön an Michael und Annette Schulze Ising gedacht, die einen neuen Hingucker für die museale Anlage gestiftet haben: einen fast mannshohen Mühlstein aus Beton, der etwa 1,5 Tonnen wiegt Beim Heimatverein war die Freude groß: „Der Stein stellt eine Erinnerung an das Mühlenwesen in Gescher dar“, sagte Franz-Josef Menker und verwies auf die eigens angebrachte Info-Tafel an der Seitenwand der Remise, wo auch der Mühlstein seinen neuen Standort gefunden hat Zwei Säcke mit Weizenkorn und Mehl symbolisierten, welche Funktion Steine dieser Art in früheren Zeiten hatten.

Zufall war es, dass Menker in Dülmen einen Mühlstein vom Hof Schulze Ising (früher Alfers) in Gescher entdeckte. So etwas passt auch auf unseren Museumshof, dachte sich der Heimatfreund und stieß beim jetzigen Hofinhaber Michael Schulze Ising auf offene Ohren. Dieser besitzt noch mehrere Mühlsteine, die sein Vater Ludwig Schulze Ising vor etwa 30 Jahren aus Beton gegossen hatte. Ein Exemplar wurde unlängst mit einem Kranwagen der Baufirma Bernhard Nieland zum Museumshof transportiert und dort aufgestellt Die Schlosserei des Heimatvereins unter der Leitung von Norbert Wolters fertigte die Befestigungselemente.

Bei herrlichem Sommerwetter nahm Menker die Mitglieder des Dienstagskreises im Heimatverein und etliche Gäste mit in die Geschichte des lokalen Mühlenwesens. Bis 1819 war Alfers Mühle an der Berkel die einzige Korn-, Öl- und Sägemühle in Gescher. Mit drei Mahlgängen gehörte diese mit Wasserkraft betriebene Mühle zu den größten in der Umgebung. Eigentümer waren bis 1858 die Herren von Gemen, danach gehörte die Mühle – heute als Wohnraum genutzt – dem Hof Schulze Alfers. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, diese Regel galt von alters her, allerdings mit zwei Ausnahmen: „Die Eigentümer hatten Vorrechte und auch die sogenannten Steinbauern“, erläuterte Menker. Dabei handelte es sich um jene Bauern, die für den Transport und den Einbau der tonnenschweren Mühlsteine zuständig waren und dabei bis zu acht Pferde einsetzen mussten. Ihr Korn wurde vorrangig gemahlen.

Mit der Alleinstellung der Alferschen Mühle war es 1819 vorbei, als der Bauer Schulze Egberding am Oberlauf der Berkel in Tungerloh-Pröbsting eine weitere Korn- und Ölmühle errichtete, später auch eine Sägemühle. Die dritte Mühle in Gescher entstand 1858 auf dem heutigen Gelände Schweers-Pennekamp – praktisch in Sichtweite zum Standort des großen Mühlsteines auf dem Museumshof. Müller Betting betrieb diese Anlage mit einer zwölf PS starken Dampfmaschine, Nachfolger Heinrich Beuker erweiterte den Dampf-Röhrenkessel. „Der dazugehörige Schornstein hat die Silhouette von Gescher lange mitgeprägt“, so Menker. 1968 sei diese Mühle abgebrochen worden.

Einig waren sich alle Beteiligten, dass der Mühlstein gut auf den Museumshof passt und in Verbindung mit der Info-Tafel ein wichtiges Stück Heimatgeschichte darstellt. Wer wollte, konnte bei der Übergabe noch mehr erfahren, zum Beispiel, dass es sich beim gespendeten Stein um einen „Steher“ handelt. Auf diesem drehte sich früher ein „hängend“ gelagerter Stein, „Läufer“ genannt.


Freuen sich über die Übergabe dieses tonnenschweren Mühlsteines an Heimatverein und Öffentlichkeit (v.l.): Franz-Josef Menker, Heimatvereinsvorsitzender Elmar Rotherm, Kulturmanagerin Dr. Hanna Koch und die Stifter Michael und Annette Schulze Ising.
Foto: Jürgen Schroer

Gescherer Zeitung