Plattdütsker Kring auf historischer Tour

GESCHER. Auf vielfältigen Wunsch und nach langer Pause bietet der Plattdüske Kring eine besondere Bus­fahrt am 5. Juli an. Die Fahrt geht mit einem geräumigen Bus ab Konrad-Adenauer-Straße bzw. Parkplatz am Friedhof zum Museum der historischen „Vesting Bour-tange“. Abfahrt ist um 10 Uhr. Nach Besichtigung und Rundgang bringt der Bus die Teilnehmer der Fahrt nach Ditzum unter anderem zur Holzschiffswerft „Bültjer“ und anschließend eventuell noch nach Leer zu einem Rundgang. Die Rückfahrt wird gegen 17 Uhr erfolgen. Anmeldungen erfolgen un­ter Tel. 5102 oder 4425. Gäs­te und Plattfreunde sind willkommen.


Die Vesting Bourtange ist das Ziel der Fahrt des Plattdüsken Krings,
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Alte Traditionen leben neu auf

Markt auf dem Museumshof wird sehr gut angenommen


Andrea Boing erklärt den Kindern, wie Flachs verarbeitet wird. Später bietet sie noch Führungen durchs Heimathaus an. Fotos: Sebastian Schütte

von Sebastian Schütte

Gescher. Der Rauch vom Ofen ist für Besucher schon auf dem Westerkamp zu sehen und der Duft des Bauernbrotes kommt den Gästen bereits am Eingang entgegen. Elmar Rotherm und seine Bäckermannschaft fegen die Asche aus dem Ofen und schieben die nächsten Laibe hinein. „In jedem Durchgang backen wir jeweils zwischen 42 und 45 Brote“, heißt es. Auf dem Museumshof ist eine ganze Menge los. Der Bauernmarkt, auf dem viele Aussteller ihr altes Handwerk präsentieren, kommt bei den Besuchern gut an. „Gegen 11 Uhr war es hier brechend voll. Jetzt gegen Mittag flaut es etwas ab“, sagt Birgit Meyer vom Stadtmarketing, die mit ihrem Team den Markt organisiert hat.

Überraschend für sie ist, dass sehr viele Familien mit ihren Kindern den Markt besuchen. „Ich hätte eher gedacht, dass der Markt die Älteren anzieht, aber insgesamt wird er von allen bombastisch angenommen“, so Meyer. Die Aussteller locken mit vielen lokalen Produkten und alten Techniken zum Herstellen von Waren. An einem Stand werden durch Klöppeln verschiedene Produkte wie Hemden, Schals oder auch Schmuck hergestellt. Ein anderer Stand verkauft gedrechselte Holzprodukte. „An diesem Stück saß ich ungefähr 15 Stunden“, sagt Drechsler Kurt Jakobs mit Blick auf sein teuerstes Produkt, das er für 130 Euro abgeben würde. Das sei für ihn aber die absolute Obergrenze. Besonders viel Andrang gibt es bei der Bäckermannschaft des Heimatvereins. Dort backen die Bäcker schon seit morgens. Insgesamt etwa 220 Brote sind es am Ende, die zu einem annehmbaren Preis verkauft werden.


Die Bäckermannschaft des Heimatvereins backt schon seit morgens Brote. In fünf Durchläufen werden etwa 220 Brote gebacken.

Für Kinder bietet der Markt auch einige Attraktionen. Markus Lanfer hat seine Schafe zur Verfügung gestellt, die bei den kleineren Gästen sehr beliebt sind. Ebenfalls beliebt ist der Stand von Andrea Boing, die den Prozess erklärt, wie aus Flachs Leinen gemacht wird. Daneben lädt sie zu kostenlosen Führungen im Heimathaus ein – zum großen Teil auf Platt.

Viele Stände bieten regionale Nahrungsmittel an. Hof Menker verkauft viele verschiedene Gemüsesorten, darunter Salatköpfe, die am Morgen erst frisch geerntet wurden. Hof Keil lockt die Besucher mit selbst gemachten Beefburgern. Bibo Natur hat ebenfalls allerhand regionale Produkte, darunter Gemüse, Obst, Eier, Nudeln und Wein.

Auch die Imker Josef Leinen und Heinrich Osterkamp haben einen Stand, an dem sie Honig zum Probieren anbieten und sogar Waben, die man als Kaugummi kauen kann.


Die wolligen Schafe von Markus Lanfer sind ein besonderer Magnet für Kinder.

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Heimatfreunde mit dem Rad nach Reken

Foto: Elmar Rotherm/Heimatverein Gescher

Die traditionelle Radtour des Heimat­vereins Gescher am Pfingstsamstag führte 33 Radler bei bestem Wetter zu­nächst nach Velen. Die Organisatoren hatten eine schöne Strecke ausgesucht Nach einer kurzen Pause ging es weiter Richtung Reken. Dort durfte sich die Gruppe in der Gaststätte Schüttler zu­nächst bei Kaffee und Kuchen stärken und konnte so die eine oder andere „Bergwertung* mit den Rädern gut bewältigen.

In Reken besichtigte die Gruppe die Alte Wehrkirche.. Gerd Nie­werth vom Heimatverein Reken führte in und um die ehemalige katholische Pfarrkirche, die aus mehreren Bauzei­ten stammt. Der imposante Hoch-und Seitenaltan die geschnitzte Kanzel und derTaufstein fanden besonderes Inte­resse. In der Kirche wurde 1969 ein Museum eröffnet. Im Anschluss ging es mit dem Rad weiter zur Turmwind­mühle am Mühlenberg. Berthold Sandscheiper – ebenfalls vom Heimatverein Reken – erläuterte einiges zur Geschichte der Mühle, die zu den schönsten und ältesten ihrer Art in Westfalen zählt. Danach besichtigen die Teilnehmer das gepflegte Gelände und weitere Gebäude. Schließlich ging es wieder zurück Richtung Gescher, das die Teilnehmer ohne Panne gegen Abend erreichten.

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Schaufenster für regionale Produkte

Am kommenden Sonntag (4. 6.) findet erstmals der „Markt auf dem Museumshof“ statt

Gescher. Wer regionale Produkte probieren und kaufen oder altes Handwerk erleben möchte, ist am Sonntag (4. 6.) auf dem Museumshof richtig. Dort lädt das Stadtmarketing von 11 bis 17 Uhr erstmals zum „Markt auf dem Museumshof“ ein und hofft auf viele Besucher. „Das soll ein wiederkehrendes Event werden“, sagt Mitorganisatorin Birgit Meyer und wünscht sich eine große Resonanz, damit sich der Aufwand der Aussteller und Akteure lohnt. An manchen Ständen ist Mitmachen angesagt, auch für Kinder. Und da auch die Wettervorhersage passt, könnte der erste Markt eine rundum gelungene Sache werden.

Die Idee für eine Art Bauernmarkt ist über den Arbeitskreis Kultur und Museen an das Stadtmarketing herangetragen worden und sollte ursprünglich schon 2022 stattfinden. Aufgrund der Sperrung des Hörnemann-Hauses konnten die Bäcker des Heimatvereins nicht mitmachen, sodass eine Attraktion gefehlt hätte. „Deshalb haben wir die Premiere um ein Jahr verschoben“, so Birgit Meyer. Das Konzept sei so angelegt, dass Familien mehrere Stunden verweilen könnten.


Organisatoren, Akteure und Aussteller hoffen, dass der erste „Markt auf dem Museumshof“ am kommenden Sonntag gut angenommen wird. Im Bild (von links): Birgit Meyer, Renate Tenkamp, Andrea Boing (Flachsen für Kinder), Elke Würz und Ruth Neumann. Foto: Jürgen Schroer

Zu den Ausstellern zählt Markus Lanfer aus Hochmoor, der alles „rund ums Schaf“ zeigt. Er grillt Würstchen vom Schaf und verkauft Fleisch- und andere Produkte wie Seifen und Felle. Hof Keil kommt mit Beefburgern zum Verzehr, Finnebier und präsentiert Picknickkörbe. Regionales Eis gibt es am Stand von Bibo Natur zu kosten. Außerdem bringen Werner und Renate Tenkamp Erdbeeren, Kartoffeln, Eier, Bionudeln, Gemüsepflanzen und eingekochte Gläser mit. Wer möchte, kann Schwarzbrot aus Backmischungen mit Dip probieren, aber auch Säfte und Kaffee. Abgerundet wird dieses Angebot durch Dekoteile, Sommerhüte und Gießkannen. Auch der Hof Menker aus Tungerloh fährt allerhand auf: Salat, Kohlrabi, Lauchzwiebeln, Petersilie, Mangold, Kartoffeln…

Mit von der Partie ist auch die Bäckermannschaft des Heimatvereins, die das leckere Steinofenbrot produziert „Das zieht die Gescheraner automatisch zum Museumshof“, weiß Elke Würz vom Stadtmarketingteam. Außerdem bietet der Heimatverein Kaffee und Kuchen im Brauhaus an.

Das Rahmenprogramm zum Thema altes Handwerk kann sich ebenfalls sehen lassen. Spinner, Weber, Korbflechter, Drechsler, eine Strickerin und eine Handarbeitsgruppe lassen sich über die Schulter schauen. Die Imker dürfen ihr Museum für einen Tag öffnen und zeigen hier den Film „Tagebuch der Biene“. Sie erklären ebenfalls ihr Handwerk und planen eine Malaktion und Kerzendrehen für Kinder. Außerdem können Gäste verschiedene Honige kosten.

Eine weitere Attraktion für Kinder ist Flachsen, das Andrea Boing als museumspädagogisches Programm anbietet. Wer möchte, kann hier Stoff kreativ bestempeln. Außerdem können Interessierte um 11 und 14 Uhr an Führungen über den Museumshof teilnehmen, sodass weitere Einblicke in vergangene Zeiten möglich sind. Alles in allem ein stimmiges Programm für Jung und Alt, findet Birgit Meyer. Sie hofft, dass sich der Markt auf dem Museumshof etabliert und künftig einmal jährlich im Mai/Juni als Schaufenster für regionale und lokale Produkte und Anbieter dienen kann.

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Landrat würdigt Engagement des Dienstagskreises

Heimatverein Gescher freut sich über Anerkennungsurkunde aus Borken

Gescher. Für den Heimat-Preis 2022 hatte sich im vergangenen Jahr auch der Heimatverein Gescher e.V. beworben. Insgesamt wurden beim Kreis Borken 29 Bewerbungen aus 13 Kommunen eingereicht

Bei der Preisverleihung Ende April im Heimathaus Marbeck langte es zwar nicht zu einem Platz auf dem Treppchen. Allerdings durfte sich der Heimatverein kürzlich über eine Anerkennungsurkunde des Landrates Dr. Kai Zwicker mit folgendem Wortlaut freuen: „Der Kreis Borken verleiht den ,Heimat-Preis 2022 – Heimat ist Vielfalt‘. Aufgrund des Beschlusses der Jury vom 18. Oktober 2022 wird mit einer Anerkennung des Landrates‘ der Heimatverein Gescher e.V. ausgezeichnet. Gewürdigt wird das Engagement des ,Dienstagskreises‘. Dieser trifft sich wöchentlich auf dem Gelände des Museumshofes, um ehrenamtlich die Gebäude und das Gelände zu pflegen.“


Anerkennung für den Dienstagskreis im Heimatverein. Quelle: Heimatverein

Der „Dienstagskreis“ im Heimatverein hatte sich im Jahre 2003 gegründet, nachdem die Remise auf dem Museumshof in Gescher abgebrannt war und als Ersatz eine neue errichtet werden sollte. Der Fachwerkbau wurde als erste Aktion des Arbeitskreises vom Hof Woort-Menker in Büren abgebaut und auf dem Gelände des Museumshofes unter der Leitung von „Timmermannsbaas“ Alfons Haar wieder aufgebaut. Seitdem treffen sich die Ehrenamtlichen jeden Dienstag, um die Anlage mit einer Fläche von circa 3,5 Morgen und diversen Gebäuden, Bauern- und Kräutergarten und die Radhütte in Estern gärtnerisch zu pflegen, Reparatur- und Anstricharbeiten durchzuführen, Exponate angemessen zu präsentieren sowie Museumsbesucher zu betreuen. Es gibt eine Schlosser-, Elektro- und Schreinerwerkstatt, eine Tischlerei sowie Räume für Gärtner- und Malerarbeiten. Im Dienstagskreis engagieren sich knapp 20 Mitglieder ehrenamtlich; Interessierte sind jederzeit willkommen.

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Gescher bietet Highlights zum Museumstag

Foto: Michael Sander

Am kommenden Sonntag (21.5.) ist Internationaler Museumstag. Das T(D)orfmuseum in Hochmoor, das Heimathaus auf dem Museumshof Gescher und das Westfälische Glockenmuseum öffnen dann von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt in die Museen und sämtliche Angebote sind an diesem Tag frei. Außerdem werden ein neuer Themenraum der Dauerausstellung sowie die Kabinettausstellung „Gießer – Glocken – Geschütze“ zum Themenjahr 1623, Schlacht im Lohner Bruch, im Glockenmuseum eröffnet. Die Ausstellung widmet sich dem Bronzeguss und den Lebensbedingungen in der Frühen Neuzeit. Führungen sind um 13 Uhr und um 15 Uhr vorgesehen.

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Heimatverein lädt zur Pättkesfahrt

Gescher. Zur traditionellen Pättkesfahrt am Pfingstsamstag (27.5.) lädt der Heimatverein Gescher ein. Abfahrt ist um 13 Uhr von der Schule Hand in Hand (früher Pankratiusschule). Das Vorbereitungsteam hat eine schöne Strecke ausgefahren, in diesem Jahr geht es Richtung Reken. Dort können sich die Teilnehmer bei Kaffee und Kuchen stärken. Danach wird die Gruppe die Rekener Turmwindmühle besichtigen. Die Mühle zählt zu den schönsten und ältesten ihrer Art in Westfalen. Weiterhin besteht die Möglichkeit, die Alte Wehrkirche – eine ehemalige katholische Pfarrkirche – zu besuchen. Getränke für die Pausen sollte jeder für sich mitnehmen. Auch Nichtmitglieder sind willkommen. Gegen 18 Uhr wird die Gruppe wieder in Gescher sein.

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Kriegswirren künstlerisch aufbereitet

Ausstellungen zum 400. Jahrestag der Schlacht im Lohner Bruch

Von Florian Schütte

Gescher. Es muss ein Gemetzel gewesen, das sich heute kaum noch jemand vorstellen kann. Doch 400 Jahre nach der Schlacht im Lohner Bruch bei Stadtlohn während des 30-jährigen Krieges und 375 Jahre nach dem Westfälischen Frieden gewinnen die Themen Gewalt, Kriegsverbrechen, aber auch Wege zum Waffenstillstand wieder an Aktualität. Mit einem Dreiklang von Ausstellungen beteiligt sich die Stadt Gescher am kreisweiten Themenjahr unter dem Titel „1623 – Zwischen Himmel und Hölle“. „Man kann die Gewalterfahrung nur künstlerisch verarbeiten, weil sie rational nicht zu begreifen ist“, sagt Franz-Josef Menker vom Heimatverein.


Nicht nur das Heimathaus mit seiner zeitgenössischen Architektur soll Anlaufpunkt werden, auch in zwei Ausstellungen im Rathaus und im Glockenmuseum soll die Schlacht im Lohner Bruch aufgearbeitet werden. Darauf freuen sich (v.l.) Künstler Reinhard Tempelmann (Postmodern), Heimatvereinsvorsitzender Elmar Rotherm, Museumsleiterin Dr. Hanna Koch und Franz-Josef Menker vom Heimatverein.
Foto: Florian Schütte

Entsprechend bereitet Reinhard Tempelmann von Postmodern zusammen mit seinem Team von neun weiteren Künstlerinnen eine Ausstellung vor, die vom 1. September bis zum 13. Oktober im Rathaus zu sehen sein wird. „Wir stellen Gewalt, Krieg, aber auch Frieden auf andere Weise dar“, sagt Tempelmann beim Pressegespräch. „Die Ausstellung soll weniger die Gräueltaten des 30-jährigen Krieges zeigen als vielmehr die Entstehung von Gewalt“, erläutert der Künstler. Über 30 Werke sollen die Ausstellung am Ende bereichern.

Bereits am 21. Mai wird es im Glockenmuseum die Sonderausstellung „Gießer – Glocken -Geschütze“ geben, die sich dem Bronzeguss in der Frühen Neuzeit sowie dem sozialen Aufstieg der Gießer widmen wird. „Dazu haben wir unseren Kanonenraum neu gestaltet“, berichtet Museumsleiterin Dr. Hanna Koch. Dort steht eine historische Kanone von 1644.

Dritter Anlaufpunkt soll vor allem an den Dienstagen im Herbst das Heimathaus werden. „Es spricht in seiner Gesamtheit für die damalige Zeit“, sagt Menker. Dienstags sei dann immer jemand vom Heimatverein zugegen, der die Geschichte „aus verschiedenen Blickwinkeln“ beleuchten könne.

Den Beteiligten ist bewusst, dass es sich um ein sensibles Thema handelt. „Dass es leider wieder so aktuell ist, war bei den ersten Gesprächen nicht geplant“, sagt Koch mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine vor 14 Monaten. „Wir stellen auch keine Volks- und Heldensagen dar, sondern die bittere Wirklichkeit“, fügt Menker hinzu. Und die ist, „dass etwa vier Millionen Menschen damals im 30-jährigen Krieg zu Tode gekommen sind“, wie Heimatvereinsvorsitzender Elmar Rotherm nachgelesen hat.


Die Literatur zur Geschichte der Bauernschaften Estern und Büren haben die Beteiligten schon mal gewälzt.

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Süße Struwen nach getaner Arbeit

Foto: Florian Schütte

Üblicherweise versorgt Beate Heimann die Mitglie­der des Dienstagskreises vom Heimatverein nach getaner Arbeit seit Jahren mit Grünkohl. Doch in der Karwoche hat sich die Hauswirtschafterin was anderes überlegt. So ka­men die Herrschaften im Heimathaus schon drei Tage vor Karfreitag in den Genuss der süßen Struwen. „Dadurch wird das Heimat­haus zum lebendigen Mu­seum, wo westfälische Tra­dition gepflegt wird“, findet Franz-Josef Menker (r.) vom Heimatverein. Übri­gens: Wer heute das typi­sche Karfreitagsgericht probieren will, kann im SPD-Cafe vorbeischauen. Auch dort backt Heimann die Struwen nach klassi­schem Rezept.

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Eine Hasenhochzeit zum Jubiläum

Seit 20 Jahren gestaltet eine Clique aus Tungerloh-Capellen eine Schutzhütte zum Osterfest

Gescher. Diese Überraschung ist doch geglückt! Als Birgit Andrieu die lockere Krawatte des Hasen-Bräutigams gerade zurechtrückt („Dem ist es schon zu warm geworden“), kommt Elmar Rotherm mit einem gut gefüllten Präsentkorb heran. „Das habt ihr wieder ganz toll hingekriegt. Sieht klasse aus!“, lobt der Vorsitzende des Heimatvereins Gescher die Clique und bedankt sich bei den Frauen, die seit 20 Jahren mit ihren Männern die Schutzhütte in Tungerloh-Capellen schmücken – nicht nur zu Weihnachten, sondern auch zum Osterfest Und während eine Krippe mit den bekannten Elementen nicht viel Gestaltungsspielraum lässt, können die Freunde zu Ostern ihrer Kreativität jedes Mal freien Lauf lassen.

In der Arztpraxis sind die Hasen schon gewesen oder bei einer Kaffeevisite. Sind als Musikkapelle aufgetreten, haben sich als Gärtner betätigt, mal ein Picknick gemacht oder auch eine Strandparty geworfen. Es erinnert ein wenig an die bekannten Figuren aus dem Überraschungs-Ei, die immer wieder neu in Szene gesetzt werden. Nur, dass es sich bei den Hasen um lebensgroße Puppen aus Stroh, Heu und Maschendraht handelt.

An die Anfänge erinnert sich Annegret Upgang noch gut. „Ich war bei einer Osterausstellung in Ramsdorf gewesen und hatte danach zum 40. meines Mannes einen lebensgroßen Osterhasen gebastelt“, erzählt sie. „Den ersten Hasen hatten wir dann ja schon und die Krippe stand kurz vorher ja auch schon mal“, fügt Birgit Andrieu hinzu. Also machten die beiden Frauen sich damals mit ihren Freundinnen Renate Kloster, Elisabeth Menker, Renate Borchers­wies, Sylke Ruppert, Petra Roters und Irmgard Höing (t) sowie den Ehemännern ans Werk. Seitdem werden die Figuren jedes Jahr am Samstag vor Palmsonntag zurechtgemacht, neu eingekleidet und zur Schutzhütte gebracht, wo sie bis zwei Wochen nach Ostern den Menschen Freude bereiten. „Es kam auch sofort ein Mann aus Hochmoor vorbei und hat für seine Ostergrußkarten ein Foto gemacht“, lacht Renate Kloster. „Die Leute fragen immer schon, wann wir die Hasenfamilie wieder aufbauen“, sagt Renate Borchers-Wies.

Zum 20. Mal hat die Clique von (vorne v.l.) Annegret Upgang, Renate Kloster, Elisabeth Menker sowie (hinten v.l.) Renate Borchers-Wies und Birgit Andrieu die Schutzhütte in Tungerloh-Capellen zu Ostern hergerichtet – zum kleinen Jubiläum feiern die Hasen eine Hochzeit. Foto: fs

Selbst Corona hielt die Clique nicht davon ab. „Das war im ganz strengen Lockdown, wo man sich nicht mal zu zweit treffen sollte“, erinnert sich Birgit Andrieu. „Wir kamen uns vor wie Verbrecher und haben nur schnell die Puppen ohne Holzschnitzel und viel Deko reingesetzt.“ Das Motto? „Das war eine Putzkolonne, damit auch alles schön steril bleibt“, zwinkert Andrieu. Dass die Puppen nachher sogar auf Abstand standen, war jedoch eher der Hauruckaktion geschuldet und nicht beabsichtigt – passte dennoch irgendwie ins Bild.

Während im vergangenen Jahr das Thema „Urlaub“ lautete, feiern die Hasen zum kleinen Jubiläum nun – was läge näher? – eine Hochzeit. Und da darf sich auch jeder ins Gästebuch eintragen.

Im Gegensatz zur Weihnachtskrippe, die von Vandalen 2012 einmal angezündet worden war (wir berichteten), ist das Osternest bislang weitgehend verschont geblieben. Ein Hasenkind wurde dreisterweise einmal entführt. „Ansonsten kommt aber eher was dazu, weil die Leute auch selbst ihre Osterdeko mitbringen“, lächelt Renate Kloster. Und die Hütte als Anlaufpunkt für die ganze Familie weiß auch Elmar Rotherm zu schätzen: „Wenn man mit den Enkelkindern hierher fährt, haben die immer Spaß.“

Florian Schütte
Gescherer Zeitung